Hier finden Sie aktuelle Rückmeldungen von SOWI-Seminarteilnehmern:
Ein ganz besonderes Erlebnis: Die SoWi-Therapie
13. Dezember 2012
Die Kofferraumklappe ächzt, unsere Rucksäcke pressen sich gegen die Heckscheibe. Noch ein letztes Mal mit Schwung – widerwillig rastet sie ein. Wir schauen uns um: die Hälfte des Equipments steht noch auf dem Gehsteig. Wo soll das bloß überall hin?
Nach dem ersten Pulsanstieg geht es endlich los zum ersten Trailer-Dreh: Ab Richtung Wremen zu Sonja Wierck und ihrer SoWi-Therapie! Es herrscht nervöse Vorfreude im Auto. Ich versuche die Aufregung über den Dreh zu vergessen und mich auf das kommende Wochenende zu konzentrieren. Während wir auf die Autobahn abbiegen, stelle ich fest, dass ich mich länger nicht mehr so intensiv mit meiner MS auseinandergesetzt habe. Der Alltagsstress hat die Krankheit soweit das geht in den hintersten Teil meines Kopfes gedrängt. Zeit, sie wieder hervorzuholen.
Einen Sprung über den Graben von unserem kleinen Ferienhaus entfernt liegt das Seminargebäude. 12 Teilnehmer, die Seminarleiterin Ulla und ihre rechte Hand Siegrid warten auf uns. Nach kurzem Beschnuppern stellt sich schnell heraus, dass mein Team anwesend bleiben darf, um meine kommenden Erfahrungen mit der Kamera festzuhalten. Ich bin erleichtert, dass das Projekt als positiv empfunden wird. Es beginnen 3 intensive Tage.
Verheimlichen will ich es nicht: ein Spaziergang ist das Seminar nicht für jemand Gering-Betroffenen wie mich. Viele der anderen Teilnehmer haben sichtbare Beeinträchtigungen. Die ersten Stunden fühle ich mich verloren und fehl am Platz. Das Gefühl ändert sich jedoch schlagartig am nächsten Tag, wo wir in ausgeschlafener Runde lernen sich auf uns und unseren Körper zu konzentrieren und unser Selbstwertgefühl zu stärken. Meine Scheu vor den anderen fällt mehr und mehr ab und ich kann die Menschen erkennen, die sich hinter ihren Körpern verbergen. Ein unheimlich angenehmes Gefühl der Gemeinschaft macht sich im Seminarraum breit. “Schließlich sitzen wir alle im selben Boot” sagt jemand. Ja, das stimmt.
Der Samstag vergeht wie im Flug. Es ist Abend und eine nervöse Vorfreude vor dem anstehenden Besuch kommt auf: Sonja Wierk höchstpersönlich. Es herrscht ehrfürchtige Stille, als die muntere alte Dame im Seminarraum Platz nimmt und von ihrer Therapie erzählt. Für uns alle ist sie ein großes Vorbild. Aufgeregt gehe ich im Kopf meine Interview-Fragen durch. Mir fällt nur die Hälfte wieder ein.
Der Abend geht mit Live-Musik von Ulla und Band zuende. Todmüde falle ich ins Bett. Selbst bei den letzten Übungen am Sonntag Vormittag bin ich noch erschöpft, doch voller positiver Energie. Mit neuem Schwung und einem tollen Selbstwertgefühl verlassen wir Wremen. Hut ab vor Sonja Wierk und ihrer Tochter Ulla, die mit ihrer Therapie so vielen Menschen ein erfüllteres Leben geben. Und Hut ab und Dank an alle Seminarteilnehmer, die mich und mein Team so großzügig in ihre Mitte genommen haben.
Herzliche Grüße an Hamburg!
Sabine Volgmann
Das Treffen mit der alten Dame
28.08.2012
Mein SoWi Seminar in Bremerhaven war überwältigend. Das Seminar, das ich im August besucht habe, hat mir im positiven Sinne einen richtigen Anschub gegeben. Das Buch von Sonja Wierk „Dem Leben wiedergegeben“, in dem sie ihre Auseinandersetzung mit der Krankheit und ihre selbstentwickelte Therapie beschreibt, kenne ich schon seit ein paar Jahren und konnte mich sehr gut in die Texte reindenken und einiges auch praktisch anwenden und für mich nutzen. Der Workshop mit Ulla, Sonjas Tochter, die als Ergotherapeutin die Seminarleiterin war, hat dann aber doch eine ganz andere Qualität. Sie erinnert unermüdlich daran, spürsam mit sich selbst umzugehen und den Körper liebevoll anzunehmen. Jede Bewegung ganz klar anzudenken und in Worte zu kleiden. Der Körper braucht eine klare Ansprache, um genau zu wissen, was und wie er es tun soll. Diese Dinge haben wir unendlich geübt, um dann auch festzustellen, dass genau das wichtig ist und gut klappt: klare Anweisungen, die dann dafür sorgen, dass unser Körper die Befehle auch richtig ausführt. Er weiß schließlich, wie es geht! Und niemals aufgeben, wenn es beim ersten Mal noch nicht so gut klappt! Diese Aussage haben wir gebetsmühlenartig immer wieder von der guten Ulla gehört, die ihre Mutter sehr lange im Umgang mit den Auswirkungen der MS beobachtet hat. Diese Frau ist so ein quirliger, lustiger und lebensfroher Mensch, dass ich mich ihrem Charme nicht entziehen konnte. Wir haben viel gelacht mit ihr und über sie und genau das ist auch ein wichtiger Bestandteil der SoWi Therapie: Das Leben und das eigene Schicksal nicht so ernst nehmen und lieber viel Spaß haben und sich des Lebens freuen. Das war dann auch in diesem Umfeld und in dieser wunderschönen Nordseeumgebung nicht schwierig. Für das Seminar gab es drei Höhepunkte: eine Wattwanderung, um barfuß den Boden zu erspüren, ein Lifemusik-Abend mit Ullas Skiffleband (wunderschön, lustig und mitreißend) und zuletzt, aber sehr überwältigend der Auftritt der alten Dame, die es sich nicht nehmen lässt, einen Teil des Seminars mit zu übernehmen. Das war schon sehr ergreifend und verblüffend, die 87jährige Sonja zu erleben, die sehr interessiert und hellwach sich die Probleme einiger Teilnehmer anhörte und Tips dafür parat hatte. Für mich steht auf jeden Fall fest: Das kann ich öfter gebrauchen und deshalb werde ich sicher bald wieder hinfahren.
Ria Onkelbach-Schürmann
Entspannungspädagogin